Der lebens- und liebenswerte Ort Ratshausen, im Oberen Schlichemtal hat eine Gemarkung von 577 ha, die zwischen 600- 1.000 Höhenmeter auf dem 8. Längengrad Ost und 48. Breitengrad Nord, liegt.
In über 200 Häusern wohnen ca. 800 Einwohner, wovon etwa 75/80 % der Kath. Religion angehören. Ratshausen ist eine selbstständige Gemeinde, die ein Bürgermeisteramt und Pfarramt besitzt.
Während der Karolingerzeit wurde Ratshausen, das vermutlich ursprünglich nur aus einigen Höfen bestand, wie die umliegenden Nachbar-Hausenorte im 7.-8. Jahrhundert, durch die Herren von Winzeln besiedelt. Der Ortsname dürfte vermutlich auf einen alemannischen Ortsherr Radult oder Radolf zurückgehen, was nicht genau angenommen werden kann, da der Ortsname im Laufe der Zeit, über Radolzhausen, Rälshusen, Razhausen, Radulzhausen usw. wechselte.
Die erste urkundliche Benennung Ratshausens am 26.03.1335 sagt: 1 Hof zu Rolzhausen den die Rotten bauen (vermutlich Rottenmünster gültet jährlich 6 Malter beider Kornes (Dinkel und Hafer) 3 ½ Schilling Haller Währung und den Wisat (Wies-Zins)).
Damals war die einstige Siedlung Kernhausen, mit eigenem Zwing und Bann *(Markungsbezogene Gemeinderechte) ausgestattet, bereits in Ratshausens Gemarkung übergegangen.
Nachdem 1258 der Dominikanerinnen-Konvent Kernhausen, einer Schenkung der Herren "von Lupfen" zufolge, nach Offenhausen abzog, blieben die Kaplaneigebäude und Kirche dort bestehen, welche die Ratshausener Christen, bis zum Kirchenbau 1816/18 in Ratshausen besuchen mussten. Ratshausen war wie Hausen a. T. und Weilen u. d. R. kirchliche Kaplanei, die von Schömberg aus pastoral betreut wurde.
Erst am 24.04.1788 erhob Maximilien Christoph Bischof zu Konstanz, Ratshausen zur selbstständigen Pfarrei.
Ratshausen unterstand der Herrschaft Oberhohenberg, die 1381 an Habsburg/-Österreich verkauft wurde, wobei Innsbruck für unseren Raum zuständig war.
In den Musterungsregistern der Grafschaft Oberhohenberg, aus dem Jahr 1615, waren von den 41 Wehrpflichtigen aus Ratshausen 10 Personen, die den Kriegsdienst ablehnten.
Es gab jahrzehntelange Streitigkeiten mit Schömberg, Obernheim und den Herren von Schwarzenbrug/Oberhausen, um den Tannwald.
So war Ratshausen über 400 Jahre österreichisch, bis es Napoleon 1806, dem Königreich Württemberg (für seine Truppenstellung nach Russland) zuschlug.
Aufgrund des von Österreich übernommenen Religionsfonds, war Württemberg verpflichtet in Ratshausen eine Kirche mit Übernahme der subsidiären Baulast zu errichten, dessen Bau 1816-18 zustande kam.
Während der Miss- und Notjahre 1816/17 und 1848/50 haben sich vornehmlich die russischen Großfürstinnen Katharina und Olga (württbg. Königinnen) sehr um die notleidende Bevölkerung angenommen.
In den Jahren 1787 und 1789 hatten die Bewohner unter den Ortenberg-Rutschen, welche die Schlichem aufstauten, sehr zu leiden. Laut mündlicher Überlieferung kamen beim Durchstich, auch 200 österreichische Pioniere zum Einsatz.
Auch nach den Missjahren 1848/50, wo 1851 große Teile des Plettenberges in Bewegung gerieten und erst kurz oberhalb des Ortes zum Stillstand kamen, musste die Gemeinde eine Suppenküche für die Armen und Geschädigten einrichten.
Außer den mehreren, schwächeren Hochwasser (z. B. 1966), haben die großen Jahrhundert-Hochwasser-Überschwemmungen, in den Jahren 1895 und 1975, viele Anlieger der Schlichem in Bedrängnis gebracht und große Schäden verursacht.
Durch die klimatischen Missjahre, von Not und Elend geprägt, waren viele Einwohner (über 200) gezwungen, ins Elsaß, Schweiz in die "Neue Welt" auszuwandern. Manchen blieb nichts übrig, als mit dem Verkauf des letzten Feldstücks, einen Laib Brot oder eine Schiffspassage zu erwerben.
Im I. Weltkrieg waren 32 Männer gefallen oder vermisst.
Im II. Weltkrieg kehrten 46 Männer nicht mehr zurück.
Nach dem II. Weltkrieg ging es wieder aufwärts und die Gemeinde und die Bürger konnten viele Probleme anpacken und ausführen (Straßen-, Wegebau, Kanalisation sowie Kirchenrenovierungen und Neubauten usw.).
So konnte im Jahre 1955 die Kirchengemeinde ihren neuen Kindergarten einweihen.
Auch der Gemeinde war es möglich, 1986 ihre neuerbaute Mehrzweckhalle in Betrieb zu nehmen.
Der Orts-Friedhof wurde neu gestaltet und modernisiert, und 2010 die Straße zum Fest- und Sportplatz verbreitert und mit Gehweg und Beleuchtung versehen.
Private Investoren errichteten eine Senioren-Pflegestation. Auch Industrie und Speditionsbetriebe boten etliche Arbeitsplätz an.
2003 ergriff die Gemeinde die Chance, die ehemalige Pfarrscheuer zu erwerben und zu einem kleinen Saal mit Begegnungsraum für Kirche, sowie Vereinsproberaum auszugestalten.
So kann mit gutem Gewissen gesagt werden, dass die heimelige Wohngemeinde Ratshausen im Oberen Schlichemtal, mit seiner guten Verwaltung, derzeit finanziell und allgemein sehr gut dasteht.
Gerold Riede, Ortschronist.
...dass schon seit über 500 Jahren im Kirchturm von Ratshausen ein Glöcklein läutet das vor Gewitter und Hagelschlag beschützen soll